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Zahnerkrankungen

Hier werden die Zahnerkrankungen beschrieben, die am meisten den Zahnerhalt gefährden und am häufigsten in der hauszahnärztlichen Praxis behandelt werden. Die Liste ist also unvollständig und die Beschreibungen beinhalten nur hier interessierende Details.

Karies

... ist eine bakterielle Infektion der Mundhöhle, die die Balance zwischen den natürlich ablaufenden Entmineralisierungs- und Mineralisierungsprozessen des Zahnes zerstört hat. Die durch den bakteriellen Säureangriff verstärkte Entmineralisierung weicht den Zahnschmelz auf, zerfrisst die Zahnsubstanz. Zunächst ist dies als weißlicher Kalkfleck auf dem Zahnschmelz zu sehen*.

In dem Stadium kann der kariöse Prozess durch geeignete Remineralisierungsmaßnahmen gestoppt und zurückgeführt werden. So kann die Zahnsubstanz gerettet werden. Unterbleiben aber gezielte Remineralisierungs- und weitergehende desinfizierende Mundhygienemaßnahmen wird aus dem Fleck ein Loch. Im Loch ist keine Remineralisierung mehr möglich. Schon bevor ein Loch sichtbar ist, können Bakterien durch den aufgeweichten Schmelz ins Zahninnere eindringen, über die die Dentinkanälchen sogar schon bis zum Zahnmark und es entzünden. Nun können erstmals Schmerzen auftreten. Unbehandelt kommt es zur schmerzhaften Entzündung des Zahnnervs und zur Zerstörung des ganzen Zahnes.

Karies setzt immer die Anwesenheit bestimmter Bakterienarten (Kokken) und Kohlehydraten (Zucker) im Mund voraus. Wer beides im Übermaß hat, ist hoch kariesgefährdet, wer eins von beiden nicht im Mund hat, bekommt auch keine Karies.

Über Speichelkontakt können Kariesbakterien z.B. zwischen Eltern und Kindern, zwischen Partnern übertragen werden. Das Auftreten von Karies auf den vorderen und hinteren Zahnflächen oder im Zahnzwischenraum an den Kontaktflächen benachbarter Zähne weist auf Mundhygieneprobleme hin.

Fissurenkaries auf den Kauflächen und Randspaltenkaries können selbst bei bestem Putzen auftreten, da diese Stellen den häuslichen Hilfsmitteln unzugänglich sind.

*Weißliche Zahnschmelzverfärbungen können auch andere Ursachen haben. Gerade bei Kindern können sie eine Veränderung anzeigen, die mit zuviel Fluorideinwirkung (Fluorose) zu tun haben. Auf jeden Fall hilft die zahnärztliche Befundung weiter.

Pulpitis

... Bakterien sind in die Zahnhöhle eingedrungen und das Zahnmark (Pulpa) mit dem Zahnnerv hat sich entzündet. Es kommt zur Schwellung des Zahnmarks und damit zu einem erhöhten Druck in der Zahnhöhle. Dies löst den gefürchteten Zahnschmerz aus. Unbehandelt kann die Pulpitis zur Vereiterung und schließlich zum Absterben des Zahnmarks führen. Ist letzteres geschehen ist der Zahn devital ("tot") und kann Ausgangspunkt für krankhafte Prozesse im umgebenden Gewebe sein (Abzesse).

Das Eindringen der Bakterien in die Pulpa muß nicht unbedingt kariös bedingt sein, sondern kann auch nach Verletzungen der Zahnsubstanz (Risse, Brüche, Anbohren) erfolgen. Auch chemische und physikalische (z.B. Hitze, Kälte) Reize können die Pulpa so irritieren, dass sie sich entzündet.

Gingivitis (Zahnfleischentzündung)

... entwickelt sich sehr bald nach Plaqueneubildung, wenn die körpereigene Abwehr am Zahnfleischsaum zu schwach ist. Es kommt zu einer Schwellung des Zahnfleisches, wodurch die Furche zwischen Zahnfleisch und Zahnhals vertieft wird. Hier können sich nun weitere Bakterien ungestört ansammeln. Das am Zahn anhaftende schützende Zahnfleischgewebe wird gelockert, eingeschmolzen und reißt ein, wird nichts gegen die Plaque unternommen. Die bakteriell infizierten Taschen zwischen Zahn und Zahnfleisch ("Zahnfleischtaschen")werden tiefer. Solange noch nicht die tiefer liegenden Bindegewebe des Zahnhalteapparates erreicht sind, ist die Zahnfleischentzündung vollständig heilbar.

Erkenntlich ist die Gingivitis außer am gerötetem und geschwollenem Zahnfleisch und am leicht auslösbarem Zahnfleischbluten, z.B. beim Putzen. Dies darf nicht als zu starkes Putzen fehlgedeutet werden, was oft zur Verringerung der Putzaktivitäten führt. Im Gegenteil, Zahnfleischbluten ist ein Zeichen für unzureichende Mundhygiene und sollte eher mit angemessen verstärkten Bemühungen beantwortet werden.

Achtung, bei Raucher(innen) kommt es trotz entzündetem Zahnfleisch oft nicht zur Blutung, weil die Blutgefässe nikotinbedingt verschlossen sind!


Parodontitis (Zahnbettentzündung; umgangssprachlich "Parodontose")

... Ausbreitung der Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat.

Die Zahnfleischtaschen werden tiefer und die bakterielle Infektion dringt bis zu den Wurzelspitzen vor und in das benachbarte Gewebe ein. Es kommt zum Verlust der stützenden Gewebe, z. B. auch des knöchernen Zahnbetts, also zu einem Verlust an Kieferknochensubstanz. Es bilden sich "Knochentaschen", der Zahn wird locker, dreht, kippt und geht früher oder später verloren.

Ein entzündeter Zahnhalteapparat ist wie eine offene Wunde, über die Krankheitskeime in die Blutbahn eindringen können. Leicht nachvollziehbar, dass es beim Vorliegen von Parodontitis auch zu anderen Allgemeinerkrankungen kommen kann.

Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die sich unter bestimmten Umständen aus einer Gingivitis entwickelt. Ihre Schwere ist wahrscheinlich nicht von der Menge an Bakterien, sondern eher von der Anwesenheit bestimmter Bakterienarten im Mund abhängig. Die Behandlung bringt die parodontalen Veränderungen zum Stillstand und kann sie z. Zt. nur in sehr begrenztem Umfang zurückführen. Unbehandelt führt die Parodontitis auf jedem Fall früher oder später zum Zahnverlust, womöglich auch zu gefährlichen Allgemeinerkrankungen.

Bruxismus

... funktionsloses Knirschen, Mahlen und/oder Pressen der Zahnreihen oder einzelner Zahngruppen aufeinander. Tagsüber oder in der Nacht.

Meist handelt es sich um eine stressbedingte Funktionsstörung, über die unbewusste emotionale Spannungen abreagiert werden. Redewendungen wie "Zähne zusammen und durch", "da hilft nur Zähne zusammen beißen" oder "auf dem Zahnfleisch kriechen" drücken diese Zusammenhänge aus. Bruxismus kann jedoch auch durch Frühkontakte (z.B. Erhöhungen auf dem Zahn) beim Aufbeissen ausgelöst und unterhalten werden.

Die Folgen von Bruxismus können Zahnschmelzschäden, Zahnlockerungen und Zahnwanderung, Verstärkung von Parodontitis, aber auch entstelltende Vergrößerung des Kaumuskels, Kiefergelenksveränderungen, Gesichts- und Kopfschmerzen, Muskelverspannungen sein.

Bruxismus gehört zu den sog. "oralen Parafunktionen" wie auch Zungenpressen, Wangenbeißen, Lippenpressen u.a. Diese stets gleichförmigen Bewegungsabläufe entziehen sich meist der Wahrnehmung und Kontrolle der Betroffenen.

CMD (engl. craniomandibuläre disorders, dt. Funktionsstörung des Kauorgans, Myoarthropathie des Kauorgans)

... ein Beschwerdebild, das in schmerzhafter und nicht-schmerzhafter Form auftritt.

Bei der schmerzhaften Form handelt es sich um Schmerzen (insbesondere bei Bewegungen des Unterkiefers) und Druckschmerzhaftigkeit im Bereich der Kiefermuskulatur bzw. derer Sehnen und/oder der Kiefergelenke. Die Schmerzen können mit eingeschränkter Kieferöffnung einhergehen.

Bei der nicht-schmerzhaften Form fallen nur Kiefergelenkgeräusche bei Bewegungen des Unterkiefers auf, womit eine eingeschränkte Kieferöffnung einhergehen kann, jedoch nicht muß. Wenn rheumatische und entzündliche Bedingungen ausgeschlossen werden können handelt es sich bei den Beschwerden um eine Funktionsstörung mit oder ohne Kiefergelenksbeteiligung.

Meist kann eine solche bei diesen Beschwerden ausgeschlossen werden, so dass es sich um reine Muskelschmerzen handelt, die oft vorübergehender Natur sind, aber wenn sie chronisch auftreten negative Auswirkungen auf die Stimmung, auf die täglichen Aktivitäten und die Lebensqualität haben können.

Bruxismus und CMD können mit Biofeedback erfolgreich behandelt werden.


Die Wundfläche bei Parodontitis im gesamten Gebiss wird auf 5-15 cm² geschätzt!
Die Wundfläche bei Parodontitis im gesamten Gebiss wird auf 5-15 cm² geschätzt!
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Zahnärztin Dipl.-Med. Jenny Weißmann | Praxis für Zahnheilkunde | Kloster Sießen | D-88348 Bad Saulgau | Fon 07581/ 1650 | Fax 07581/ 52 88 36

 

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